Samstag, 22. Mai 2010
Eine der Hauptaktivitäten hier in Saudi-Arabien besteht darin, am Wochenende oder in den Ferien in die Wüste zu fahren. Das klingt vielleicht auf Anhieb nicht sehr interessant, doch wenn man dann mal mit einigen der "Ex-pats" hinaus in die Wüste fährt, ist man überrascht, was es dort alles so zu entdecken und zu erleben gibt...
Eine halbe Stunde von meinem Compound entfernt liegen die "Red sand dunes", die vor allem am Wochenende sehr gut besucht sind. Sie eignen sich auch als Tagesausflug und vor allem die jungen Saudis fahren hier am Donnerstag oder Freitag nachmittag wie die Verrückten Quad, auch mit dem Buggy kann man hier unterwegs sein.
2 Stunden östlich von Riad in Richtung Dammam liegt die "Dhana-Wüste". Die Dhana-Wüste ist relativ schmal, doch lang und zieht sich über mehrere hundert Kilometer von Nordost nach Südost. Wenn man über das Wochenende in der Wüste seine Ruhe sucht, dann sollte man hierhin fahren. Die wenigsten Einheimischen (und auch Touristen) trauen sich dabei überhaupt in die Wüste: sie haben Angst vor der Hitze, vor Sandstürmen und dem Steckenbleiben mit dem Auto. (Hier mein Zelt nach einer windigen Nacht). So ist man dann meist allein mit seiner Gruppe dort unterwegs. Auf einer Wochenendtour sahen wir an einer Tankstelle junge Beduinen, die zwei "Dhubs" gefangen hatten.
Wir machten Photos und dann fragte ich einen von ihnen, für wieviel Rial er die kleinere Echse verkaufen würde. Er schenkte sie mir und wünschte mir einen guten Appetit: unter Bedus ist die "Dhub" eine Delikatesse! Ich nahm dankend an und entließ die Echse dreihundert Meter weiter wieder in die Freiheit.
Das Highlight unter den Wüsten aber ist das "Empty Quarter", die Rub Al Khali, im Süden Saudi-Arabiens.Eigentlich ist es strengstens verboten, sich im Empty Quarter aufzuhalten, zu groß sind die Gefahren, nicht mehr hinaus zu finden oder stecken zu bleiben. Deshalb werden die weiten Randgebiete der Wüste auch von der Polizei bewacht und wer entdeckt wird, bekommt einigen Ärger.Man benötigt eine schriftliche Erlaubnis für den Aufenthalt, die man aber nie bekommen würde, wenn man sie in Riad beim Ministerium beantragt. Denn mittlerweile ist auch ARAMCO dabei, das "Empty Quarter" zu erforschen, so dass man immer wieder auf Öl- oder Gasstationen trifft. Die Furcht vor Spionage oder Sabotage ist groß.
Eine Tour in der Rub Al Khali ist nur von November bis April möglich, dann wird es zu heiß.Wir waren mit fünf Autos unterwegs, eine Woche, an der Grenze zu den Emiraten und dem Oman, also nur im Südosten der Wüste.Was mich erstaunte war die Vielfalt der Wüste: rote, gelbe, orange Sanddünen, Geröllwüste, Steinwüste, "Nichts"wüste.
Man sieht schwarze und braune Kamele, kleine gelbliche Skorpione, reflektierende Augen von Wüstenfüchsen, niedliche Drachenkopfechsen, ungefährliche Kamelspinnen, die allerdings bis zu 15cm lang werden, sehr schnell sind und ständig das Licht suchen.
Man findet auch in der Trockenzeit gelbe Wüstenhyazinthen, bräunliche "desert roses", aus Sand und Wasser, die erst in einigen tausend Jahren entstehen, und weißliche "saudi diamonds", eine Art Bernstein, die nach der Verarbeitung gerne als Schmuck verwendet werden.
Man badet in (teilweise zu) heißen Schwefelquellen, isst abends gemeinsam am Feuer und übernachtet im Zelt oder auf dem Dach des Wagens. Man buddelt steckengebliebene Autos aus oder schiebt an, spielt das von mir erfundene "Desert-Volleyball", geht abends und früh morgens spazieren oder auf Spurensuche.
In der einen Woche trafen wir nur auf vier Personen. Drei Pakistaner waren in einer Oase mit dem Befüllen ihrer riesigen Tankwagen beschäftigt als wir ankamen. Beim gemeinsamen Essen erfuhren wir, dass sie die umliegenden Beduinencamps mit Wasser beliefern und sie dabei auch bis in die Emirate unterwegs sind.Die vierte Person war ein Angestellter der ARAMCO-Gesellschaft, der inmitten der Wüste ein kleines Camp unterhielt. Da wir mit Benzin kanpp waren, fragten wir ihn, wo welches zu bekommen wäre. Er lud uns erstmal alle (auch die Frauen) zu Tee, arabischem Kaffee und zum Essen ein, bevor wir dann umsonst alle unsere Tanks bei ihm auffüllen durften. In perfektem Englisch erzählte er uns von seiner Arbeit und bedankte sich zum Abschied bei seinen "ersten Gästen seit eineinhalb Jahren".
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